Wärmespeicher Drispenstedt
Mitten im Hildesheimer Stadtteil Drispenstedt offenbart sich die Zukunft:
Um die Klimaschutzziele der Wärmeversorgung zu erreichen, wurde ein leistungsstarkes Blockheizkraftwerk errichtet, um als Hauptwärmeerzeuger bis zu 60% der benötigten Wärmemenge für insgesamt 1.600 Wohnungen im Fernwärmenetz des Stadtteils zu erzeugen. Für die Nutzung der Abwärme und zur Erhöhung der thermischen Spitzenleistung der Anlage ist ein wassergefüllter Pufferspeicher integriert worden, dessen Volumen von 20 m3 vier Stunden Volllastbetrieb des BHKW ermöglicht. Der Wärmespeicher ist ein wichtiges Bindeglied zu den von Volalität geprägten erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Photovoltaik. Mittelfristig sollen im Stadtteil 80% der Wärme- und Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen stammen. Das Gesamtkonzept wurde 2016 mit dem Klimaschutz-Zukunftspreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet.
Da der Behälter in der unmittelbaren Nähe des Heizkraftwerkes aufgestellt werden muss, um Verlustenergien gering zu halten, waren Standortwahl und Gestaltung nur unter Beteiligung der Stadt Hildesheim, der Lokalpolitik und der Bürger möglich. Das Bauwerk der ausgewählten Variante von pape + pape architekten bildet ein markantes Merkzeichen, das die multifunktional genutzte Platzfläche am Stadtteiltreff selbstbewusst besetzt. Die Fassade des turmartigen Baukörpers besteht aus einer wellenförmig geschnittenen, perforierten Textilmembran, die über eine filigrane Stahlunterkonstruktion aufgespannt ist. In ihrer Anmutung spiegelt die Hülle die physikalischen Eigenschaften des Wasserspeichers, indem sie die Bewegung horizontaler Wasserschichten interpretiert.
Tagsüber sind Farbigkeit und Gestaltung der nur leicht transparenten Fassadenmembran prägend: Der Turm zeigt sein Volumen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wandelt sich das Bild: Die hinter der Fassade integrierte Beleuchtung erhöht die Transparenz der Membran deutlich und macht das technische Innere sichtbar.
Ein dynamischer Farbverlauf illustriert den aktuellen Wärmefüllstand des Speichers. Für die Betrachter eindeutig legt sich das warme „rote“ Wasser schichtweise oben auf das kalte „blaue“ Wasser. Die Erwärmung des Wassers wird durch sanfte, erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Wellenbewegungen von unten nach oben dargestellt. Wird die Wärme schließlich wieder abgegeben, kehrt sich die Dynamik um: Das „volle“ Rot wechselt in ein Dunkelblau, die Wellenbewegungen laufen von oben nach unten.
Der tatsächliche Wärmefüllstand wird in Echtzeit dargestellt, die Lichtsteuerung übernimmt die Daten direkt aus der Steuerung des Kraftwerks. Dabei stellt sich kein langweiliger Zwischenzustand ein, weil der Speicher im Regelfall immer zwischen leer und voll pendelt.
Hier wird eine Lichinszenierung nicht dekorativ aufgesetzt, sondern wirkt als großformatige Temperaturanzeige, die den örtlichen Beitrag zum Klimaschutz im Quartier sichtbar macht.
Zwischen dem Speichertank und der Membran sind kompakte RGBW-Scheinwerfer jeweils paarweise an der Tragekonstruktion montiert und bewusst so ausgerichtet, dass sie ein lebendiges Lichtbild auf der Fläche erzeugen. Die Steuerung der Leuchten erlaubt für besondere Events die Einbeziehung der Anlage in die Lichtinszenierung des externen Veranstalters. Mit zunehmenden Abendstunden wird die Helligkeit immer weiter zurückgenommen, bis der Wärmespeicher schließlich gemeinsam mit seinem Stadtteil in den „Schlummermodus“ fällt.
Sonderprogramme der Lichtinszenierung, zum Beispiel für das Stadtteilfest, können über die zentrale Schaltwarte des Energieversorgers in der Lichtsteuerung abgerufen werden.
Bei diesem Projekt haben wir erstmalig die e:cue SYMPL-Hard- und Software (Betaversion) eingesetzt.